Ist spiegelloses Fahren der Elektromobilität ein Carsharing taugliches Zukunftskonzept?

CarsharingBlog 22. Januar 2016 Kommentare deaktiviert für Ist spiegelloses Fahren der Elektromobilität ein Carsharing taugliches Zukunftskonzept?
Ist spiegelloses Fahren der Elektromobilität ein Carsharing taugliches Zukunftskonzept?

Das aktuell größte Problem der Elektromobilität ist und bleibt die Reichweite. Sie ist das Kriterium, welches potenzielle Käufer noch immer vom Kauf abhält und was für viele Anwendungszwecke wie Langstreckenfahrten sehr problematisch ist. Beim Carsharing jedoch ist die Reichweite nur in bestimmten Situationen ein Thema. So werden hier in der Regel nur kürzere Distanzen überbrückt, dennoch gibt es auch Anwender die längere Strecken z.B. in den Urlaub fahren möchten. Für diese bietet der Pool an Fahrzeugen aber häufig auch Autos mit Verbrennermotoren an, ein weitere Vorteil des Carsharings, man kann die Antriebsart je nach Nutzungsart wählen. Gerade in urbanen Regionen werden selten über 300km bewältigt und es ist für die Carsharinganbieter auch leichter ein flächendeckendes Netz aus Ladesäulen zu installieren.

Innovationen: Energieverbrauch von Elektroautos senken

Neben dem Konzept der besseren Batterieleistungen gibt es bei den Autoherstellern auch noch andere Ideen um Leistungsfähiger und gleichzeitig moderner zu werden. Ein Ansatz ist der, den Energieverbrauch der Autos zu reduzieren. Denn Energie die man beim Fahren nicht verbraucht, muss auch nicht in Form von Akkus zugeladen werden. Auch wenn jede dieser Innovationen nur einen kleinen Beitrag leisten kann, Möglichkeiten um Energie zu sparen gibt es viele. Einzeln erzielen Sie eine relativ kleine Wirkung, in der Summe können sie aber einen erheblichen Unterschied machen.

Leichtbau und Aerodynamik sind seit jeher eine beliebte Kombination für einen geringeren Energieverbrauch. Leichtbau ist bereits weit verbreitet, aber auch teuer. Besonders leichte Materialien wie Carbon sind kostspielig. Viele Elektrofahrzeuge werden aber schon relativ kostengünstig mit PVC Elementen einer Gewichtskur unterzogen. Die Aerodynamik ist ein weiterer entscheidender Punkt, vor allem wenn es Richtung Langstrecke geht. Ein stromlinienförmiger Bau und möglichst wenige störende Elemente sind hier wichtig. Und genau hier verbirgt sich ein neues Ansatz der Autohersteller: das Weglassen der Seitenspiegel.

Seitenspiegel und die Aerodynamik

SeitenspiegelDas Problem von seitlichen Rückspiegeln besteht darin, dass sie durch ihre im Wind stehende Bauweise und die dadurch entstehenden Verwirbelungen, jede noch so ausgeklügelte Stromlinienform verändern. Das sorgt für einen höheren Luftwiderstand und Stromverbrauch, welcher dann wieder die Reichweite verringert. Wenn man die Rückspiegel also aerodynamischer bauen oder ganz weglassen könnte wäre das ein enormer Fortschritt. Ganz abgesehen von dem technischen Interesse an der Innovation und dem neuartig und für Aufsehen sorgenden Design.

Die Spiegel aerodynamischer zu bauen gestaltet sich als schwierig, weil einfach eine bestimmte Spiegelfläche nötig ist um ausreichend sehen zu können. Selbst die Rennwagen in der Formel 1 oder in der WEC kommen darum nicht herum. Hier sieht man die aerodynamisch ausgefallensten Lösungen was die Rückspiegel betrifft. Sie werden dort häufig als Luftleitelemente verwendet, die den Abtrieb erhöhen. Da dies für Straßenfahrzeuge aber irrelevant ist, kommt man durch eine aerodynamische Verbesserung der Spiegel nicht weit. Um wirklich einen Unterschied zu machen muss man sie also ganz weglassen.

Fahren ohne seitlichen Rückspiegel

Das klingt auf den ersten Blick wie ein Ding der Unmöglichkeit, aber mit der heutigen Cockpit Technologie ist das durchaus realisierbar. Um die Rückspiegel entfernen zu können, werden sie durch Kameras ersetzt, um weiterhin einen guten Rundumblick gewährleisten zu können. Die Bilder werden dann an geeigneter Stelle im Auto dargestellt. Ein großer Vorteil ist dabei, dass sich durch moderne Bordcomputer in Echtzeit eine Gefahrenanalyse des Bildes durchführen lässt und so Elemente wie ein sich schnell nähernder Fahrradfahrer beispielsweise farbig hervorgehoben werden können.

Spiegelloses-concept-carWie die Umsetzung dieser Innovativen Idee genau gelöst wird ist bei den verschiedenen Herstellerkonzepten wie z.B. von Audi und BMW unterschiedlich, beide haben bereits ein Modell auf den einschlägigen Automessen vorgestellt. Einige haben weiterhin rückspiegelartige Gestänge, die eine Kamera beherbergen. Die sind zwar wesentlich kleiner als herkömmliche Rückspiegel, effizienter sind aber die Lösungsansätze die komplett auf ein Gestänge verzichten. Die integrieren die Kameras dann in der Fahrzeugwand. Für einen optimalen Rundumblick besitzt das Fahrzeug dann auch hinten eine Kamera. Eine Software kann diese verschiedenen Bilder dann zu einem Rundumblick kombinieren. Der kann dann entweder per Head-Up Display auf die Windschutzscheibe gebeamt werden, in Form eines Bildschirms an die Position des im Innenraum befindlichen Rückspiegels integriert werden oder direkt auf dem virtuellen Tacho angezeigt werden.

Der Vorteil dieses Systems liegt auch in einer erhöhten Sicherheit. Durch die Rundumüberwachung des Fahrzeugs wird ein toter Winkel komplett vermieden. Zudem können Systeme den Fahrer zum Beispiel durch Farben oder aufleuchtende Symbole signalisieren, dass sich ein Fahrzeug neben ihm befindet oder ein Fahrzeug auf die Spur neben ihm wechselt. Das kann viele Missverständnisse beim Spurwechsel verhindern. Gerade im Stadtverkehr kommt es häufig zu Unfällen mit Radfahrern oder plötzlich auftauchenden Fußgängern. Die Lösung der Rückspiegel über ein Kamerasystem kann hier mit gezielten Warnungen sinnvoll eingreifen.

Damit die Kameras auch den harten Anforderungen des Alltags gerecht werden, sind sie in den Herstellerkonzepten aus besonders hartem Gorillaglas gefertigt. Zudem besitzen sie eine Heizung, sodass sie im Winter nicht zufrieren können. So kann während der Fahrt kein Spiegel mehr zufrieren und einen Stopp zum Spiegel reinigen erzwingen. Die Aerodynamik kann durch das Weglassen der Seitenspiegel wesentlich verbessert werden. So ist schon beim aerodynamisch immer noch ungünstigen Konzept der aufgehängten Kameras bereits eine 1% höhere Reichweite möglich. Solche kleinen Schritte braucht es derzeit, um die Reichweite von Elektroautos nach und nach zu steigern.

Ist dieses Konzept für das Carsharing alltagstauglich?

Grundsätzlich ermöglicht es der heutige technische Stand der Dinge bereits, spiegellos zu fahren. Vor dem Einsatz in Serienfahrzeugen müssen aber noch einige Dinge abgeklärt werden. So wäre es laut aktuellen Bestimmungen gesetzlich untersagt ohne Rückspiegel zu fahren, sind Kameras also ein genehmigter Ersatz? Auch die Zuverlässigkeit der Systeme muss noch ausreichend getestet werden. Der Gesetzgeber muss aber ohnehin in naher Zukunft mit Ideen wie Autonomen Fahrzeugen an Richtlinien und Bestimmungen arbeiten, nicht zuletzt zum Klären der Schuldfrage bei einem Unfall mit autonomen Fahrzeugen. Da ist das spiegellose Fahren ein guter erster Schritt aus dessen Erfahrungen man für weitere Prozesse lernen kann. Es ist also durchaus realistisch, das Entwicklungen wie das spiegellose Auto das Carsharing bald noch weiter bereichern. In Punkto Sicherheit wird das für den Stadtverkehr, das Haupteinsatzgebiet des Carsharings, ein großes Plus geben.

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